In der Natur zu wandern, neue Ziele zu entdecken und dabei das schöne Wetter zu genießen, bedeutet Entspannung für Körper und Seele. Häufig begegnen uns draußen Wanderer, die entweder allein oder in Gruppen Wälder und Seen auf bekannten oder neuen Wegen erkunden.
Smartphones werden bei Wanderern immer beliebter. Durch Navigations-Apps können Wanderrouten aufgezeichnet oder mit Anderen geteilt werden. Der eigene Radius kann mit einer Outdoor-App wesentlich erweitert werden.
Im städtischen Bereich sind Smartphones nicht mehr wegzudenken. In den Innenstädten begegnen uns Personen mit Ihren Smartphones auf der Suche nach der richtigen Straße, dem richtigen Geschäft, nach den nächsten Abfahrtszeiten der Öffis oder dem nächsten Café.
Am 6. Juni begehen bundesweit die Blinden- und Sehbehindertenorganisationen den "Tag der Sehbehinderten", um auf die Interessen und Belange sehbehinderter und blinder Menschen aufmerksam zu machen.
Wir nehmen diesen Tag, in Verbindung mit dem derzeit schönen Wetter zum Anlass, trotz Corona die Vorzüge von Navigations-Apps für den Personenkreis von Menschen mit Sehbehinderung vorzustellen.
Mit Smartphone, Blindenführhund und Blindenlangstock unterwegs
Blinde und stark sehbehinderte Menschen bewegen sich in für sie bekannter Umgebung sicher mit ihren Hilfsmitteln. Dies können sogenannte Blindenlangstöcke oder speziell ausgebildete Blindenführhunde sein. Sehbehinderte Menschen können sich - je nach ihrem noch vorhandenem Sehvermögen - mit optischen Hilfsmitteln behelfen. Beispielsweise kann man sich die Form eines Straßenschildes merken und wiedererkennen, obwohl man die Aufschrift nicht mehr lesen kann. Im Dunkeln können z.B. Straßenlaternen gezählt werden, um dadurch eine gesuchte Eingangstür wieder zu finden.
Sowohl für sehbehinderte, als auch für blinde Menschen bieten Smartphones eine große Erweiterung ihrer Wahrnehmung.
Sehbehinderte Menschen können Objekte fotografieren und sich die Bilder vergrößern und mit entsprechender App Texte in den Bildern vorlesen lassen. Im Dunkeln hilft die eingebaute Taschenlampe beim Erkennen von Stufen oder Klingelschildern.
Blinde Personen können mit den entsprechenden Apps ihre Wege planen oder Routen aufzeichnen. Dafür gibt es einerseits speziell programmierte Apps. Andererseits lassen sich auch herkömmliche Navigations-Apps benutzen, sofern sie barrierefrei programmiert sind.
Für die Nutzung eines Smartphones müssen in den so genannten Eingabehilfen die speziellen Optionen für sehbehinderte Benutzer aktiviert werden. Für sehbehinderte Nutzer lässt sich die Schrift vergrößern, der Hintergrund kann dunkel und die Schrift gelb oder weiß eingestellt werden und weitere Optionen wie Fetter Text, hoher Kontrast oder großer Cursor helfen zu einer sehbehindertengerechten Anpassung des Bildschirms.
Blinden Benutzern helfen die Optionen "Voice Over" oder "TalkBack", um den Bildschirm sprechen zu lassen. Sind diese Optionen eingeschaltet, werden sämtliche Bildschirmelemente mit einer gut verständlichen Stimme vorgelesen. Sprechgeschwindigkeit und Aussprache können nach den eigenen Bedürfnissen angepasst werden.
Von blinden Menschen werden "Google Maps" oder "Apple Karten" für die klassische Navigation von einem Start- zu einem Zielpunkt verwendet. Eine beliebte App zum Wandern stellt "Komoot" dar, wobei diese App nur bedingt zum Einsatz kommt, weil die barrierefreie Programmierung dort nicht in allen Punkten korrekt umgesetzt wird.
Für blinde Menschen gibt es aber noch einen zweiten wichtigen Faktor, für den die moderne Navigation mittels Apps wichtig ist, nämlich die unmittelbare Information über Dinge innerhalb des Nahbereichs. Woher kann jemand, ohne es zu sehen, erfahren, wo der nächste Supermarkt, die nächste Eisdiele oder das nächste Postamt sich befindet? Hierfür gibt es speziell für blinde und sehbehinderte Personen programmierte Apps.
In der App "BlindSquare" werden Informationen über das unmittelbare Umfeld vermittelt. In dieser App können zusätzlich eigene Punkte, die man wiederfinden möchte, als so genannte "Points of Interest" angelegt werden. Die App greift auf öffentlich verfügbare Daten zu und hält zudem auch Bus- und Bahnhaltestellen oder Sehenswürdigkeiten als "Points of Interest" bereit. Ähnliche Funktionen bieten die Apps "Seeing Assistant Move", "Ariadne GPS" oder "My Way Classic".
In Kombination mit den "Apple Karten" oder "Google Maps" können öffentliche Verkehrsmittel mit einbezogen werden, so dass ein abgerundetes Bild entsteht. Einerseits haben wir die klassische Start-zu-Ziel-Navigation und andererseits haben wir die Spezialnavigation, bestehend aus der Information über Punkte aus dem unmittelbaren Umfeld.
Mit Hilfe der, speziell für blinde und sehbehinderte Personen, programmierten Apps lassen sich eigene Routen erstellen. Die Routen können aufgezeichnet und abgespeichert werden. Dabei werden die vom Benutzer an markanten Stellen gesetzten "Points of Interest" mitgespeichert. Die so erstellten Routen können dann mit anderen blinden und sehbehinderten Personen geteilt und natürlich auch für den eigenen Bedarf wieder abgespielt werden.
Mit dieser Pressemeldung möchten wir, als größte Selbsthilfeorganisation blinder und sehbehinderter Menschen im Südbadischen Raum, darum bitten, dass bei der Programmierung herkömmlicher Apps im Sinne einer Inklusion die barrierefreie Nutzung durch blinde und sehbehinderte Smartphone-Benutzer noch stärkere Berücksichtigung findet. Unsere Vision ist es, so wenig Spezial-Apps wie möglich verwenden zu müssen. Durch barrierefrei gestaltete Apps sollten zukünftig die allgemein gebräuchlichen Apps mit unseren normal sichtigen Bekannten und Freunden gemeinsam genutzt werden können.
Die Geschäftsstelle des Blinden- und Sehbehindertenverein Südbaden e.V. in Freiburg berät bei der Nutzung von Smartphones blinde und sehbehinderte Personen sowie deren Angehörige und Freunde. Weiterführende Informationen erhalten Sie unter Telefon 0761 36 122 oder im Internet unter www.bsvsb.org(Link öffnet in separatem Fenster).
Auf der Seite "Apps für Sehbehinderte und Blinde - Apps für die Navigation" der Stiftung Warentest werden unter www.test.de (Link öffnet in separatem Fenster) spezielle Apps für blinde und Sehbehinderte Personen im Test beschrieben.