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CVI – Zerebrale visuelle Wahrnehmungsstörung

Allgemeines:

Die Sehschärfe ist abhängig von dem Auflösungsvermögen der Netzhaut und der Weiterleitung und Verarbeitung der Seh-Informationen im Gehirn. Bei CVI kann trotz gesunder Augen ein „zerebrales Verschwommensehen“ auftauchen, der sog. „Crowding-Effekt“, der Trennschwierigkeiten beschreibt. Betroffen können neben der Gesichtskennung und dem Aufmerksamkeitsfeld, die Bewegungswahrnehmung, der Größenvergleich, die Form- und Farbwahrnehmung, das visuelle Ausfiltern, das visuelle Gedächtnis und Explorieren und die räumliche Orientierung von Objekten sein.

Symptome:

Einige Beispiele:

- Gegenstände werden erst erkannt, wenn sie ergriffen werden,

- Gegenstände können nur dann erkannt werden, wenn sie einen großen Abstand zueinander haben,

- Buchstaben verschwimmen, verschieben sich ineinander,

- Ein Gegenstand verschwindet, wenn er sich bewegt und wird wieder sichtbar, wenn er unbewegt ist oder wird erst in
  Bewegung wahrgenommen (Bewegung des Gegenstandes oder des Betrachters),

- fehlendes oder mangelhaftes visuelles Gedächtnis (keine inneren Bilder oder Pläne/Karten),

- keine Gesichtserkennung (kein Wieder-Erkennen bevor das Gegenüber spricht),

- fehlende Interpretation von Gesichtsausdrücken.

 

Die Abgrenzung zu Lernstörungen (Bsp. Legasthenie) oder auffälligem Lernverhalten (Bsp. Aufmerksamkeitsdefizitsyndrome ADS und ADHS) von Kindern und Jugendlichen, sowie diverser Gedächtnisstörungen (Bsp. Alzheimer) und verändertem Verhalten bei Erwachsenen (z. B. nach Schlaganfall oder Unfall) ist hier wichtig.

Ursachen:

Die Ursachen liegen in einer Schädigung im Verlauf der Sehbahnen, die zu einer eingeschränkten Reizweiterleitung im Gehirn führen. Eine Schädigung des Sehnerven und der Sehrinde führt zu Beeinträchtigungen der Sehschärfe (zerebrales Verschwommen-Sehen) und des Kontrastsehens. Schädigungen im ventralen Netzwerk wirken sich auf die Form- und Farbwahrnehmung, die Objektwahrnehmung/-erkennung und die Gesichtswahrnehmung/-erkennung aus. Schädigungen im dorsalen Netzwerk betreffen die Raumwahrnehmung, die Orientierung im Raum/Orientierung der Gegenstände im Raum, das Wahrnehmen von Bewegungen, die Auge-Hand-Koordination und den Umgang mit komplexen visuellen Szenen. Der ventrale Strom betrifft die Wahrnehmung (Was?), der dorsale Strom das Handeln
(Wo und Wie?).

Die Ursachen können entwicklungsbedingt sein, Folge unterschiedlicher Krankheiten und raumfordernder Prozesse, wie z. B. nach Schlaganfall oder Schädel/Hirnverletzungen und Tumoren.

Maßnahmen/Therapie:

Neben einer guten Versorgung mit optischen und elektronischen Hilfsmitteln können Rehabilitationsmaßnahmen durch Schulungen in „Orientierung und Mobilität“ und „Lebenspraktische Fähigkeiten“ Blindentechniken vermitteln, die die Alltagsbewältigung erleichtern. Die Schulungen werden von Rehalehrern (Fachkräfte der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation) durchgeführt. Sie geben Hilfen und Anregungen zur Raumgestaltung, der Spiel- und Arbeitsplatzgestaltung. Es geht darum, die Menge an visueller Information zu verringern, Ordnungssysteme und Ordnungshilfen zu nutzen, Orientierungshilfen zu geben.

Für Kinder wurde die Schleswiger Sehkiste entwickelt, die u. a. mit Schablonen arbeitet, die nach dem Prinzip der Reduktion visueller Informationen funktionieren.